Warum ich froh bin,
nicht mehr die Sarah von früher zu sein

Ein Wellness-Wochenende mit intuitivem Essen und Körperakzeptanz

Ende Februar hatte mein Freund Geburtstag. Ungefähr eine Woche davor haben wir beschlossen, über das Geburtstags-Wochenende in ein Wellness-Hotel zu fahren und es uns gutgehen zu lassen. Heute ist das für mich gut möglich, doch noch vor einigen Jahren hätte mich das in eine mittelschwere Krise befördert.


Ich erzähle dir heute beide Seiten: Die der “früheren” Sarah, die in der Diätspirale gefangen und nie zufrieden mit ihrem Körper war, und die Seite der Sarah, als die ich heute hier stehe (beziehungsweise aktuell vor dem Laptop sitze…).

Frühere Sarah

Seien wir realistisch: Höchstwahrscheinlich hätte die frühere Sarah einem so kurzfristig geplanten Wellness-Wochenende einfach nicht zugestimmt. Sie hätte sich irgendeine Ausrede und einen Gegenvorschlag einfallen lassen. Falls sie doch zugestimmt hätte (weil sie ihren Freund nicht hätte enttäuschen wollen), dann hätte die Situation ungefähr so ausgesehen:

 

Schon während der Buchung hätte ich überlegt, was die Waage mir heute Morgen angezeigt hat. Ich hätte mir ausgerechnet, wie viele Kilo ich noch abnehmen müsste und mir überlegt, welche Diät und welches Sportprogramm ich dafür durchziehen muss. Ab dann hätte ich meine Kalorienzufuhr drastisch eingeschränkt, hätte Fastentage eingelegt und mich jeden Tag für mindestens eine halbe Stunde (eher mehr) durch HIIT-Workouts und Videos allseits bekannter Fitness-Influencer:innen gequält. Ja, gequält, denn Spaß hat mir das nur sehr selten gemacht.

 

Mindestens einmal hätte ich die “Beherrschung” verloren und mir innerhalb von Minuten eine Packung Kinderschokolade reingezogen. Oder zwei. Dafür hätte ich mich selbst gehasst und einen Fastentag mehr eingelegt, um die Kalorien wieder auszugleichen. Selbst schuld, wenn man so schwach ist und der Versuchung nicht widerstehen kann!

 

Bei jeder Gewichtsabnahme hätte ich gedacht: “Na also! Nur noch ein paar Tage so weiter machen, dann hast du dein Ziel erreicht!”. Ich hätte jeden Tag meinen Bikini angezogen und vor dem Spiegel gecheckt, ob der Anblick einigermaßen akzeptabel ist. Ich hätte den Anblick definitiv nicht akzeptabel gefunden. Selbst wenn ich mein „Zielgewicht“ erreicht hätte, wäre ich nicht zufrieden gewesen. Ich hätte immer irgendetwas gefunden, das mich stört.

 

Schließlich wäre ich unsicher, angespannt und zickig (weil hungrig) im Hotel angekommen. Vor dem SPA-Tag hätte ich beim Frühstück kaum etwas gegessen. Ich hätte mich im Bikini so unwohl gefühlt, dass ich wahrscheinlich nur in den Pool gegangen wäre, wenn sonst niemand drin war, und hätte ansonsten meinen Bademantel nicht ausgezogen. Vor allem hätte ich permanent die anderen Frauen angeschaut, mich mit ihnen verglichen und mich noch schlechter gefühlt, als es sowieso schon der Fall war.

 

Nicht zu vergessen: Meine Laune wäre extrem mies und gereizt gewesen und ich hätte mich wahrscheinlich permanent mit meinem Freund gezofft. Beim Abendessen hätte ich dann so richtig reingehauen. Das hätte ich mir nach der ganzen Entbehrung verdient! Wahrscheinlich wäre mir danach übel gewesen, weil mein Körper mit der plötzlichen Menge an Nahrung überfordert gewesen wäre. Das wiederum hätte zu einem schlechten Gewissen geführt: „Jetzt machst du den ganzen Erfolg wieder zunichte!“. Obwohl ich eigentlich wusste, dass kurzfristige Maßnahmen nie eine längerfristige Wirkung hatten.

 

Entspannung? Fehlanzeige.

Heutige Sarah

Wir buchen unser Hotel, ich kläre die Details mit meinem Babysitter (danke Mama 💕) und genieße den restlichen Abend. Am nächsten Tag habe ich etwas Zeit und schreibe mir schon einmal meine Packliste (ich verreise niemals, ohne mir vorher eine Liste geschrieben zu haben, auch wenn die Reise noch so kurz ist 😅).

 

Ich checke schnell meinen Zyklus und stelle fest, dass ich zu dem Zeitpunkt in der zweiten Zyklushälfte sein werde. Heißt: Die Chancen stehen gut für Wassereinlagerungen und Blähbauch. Also entscheide ich mich für den weniger knappen Bikini, in dem ich mich garantiert wohler fühlen werde, weil er nicht so auf den Bauch drückt.

 

Aufgrund meiner Lebensmittelallergien finde ich nicht in jedem Restaurant etwas zu essen, deshalb schaue ich mir schon einmal die Speisekarten der Gaststätten vor Ort an und speichere mir die ab, in denen wir garantiert fündig werden. Lästig, aber notwendiges Übel.

 

Und das war es an Vorbereitung.

 

Während des Wochenendes habe ich das Frühstücksbufett des Hotels genossen, lag stundenlang mit einem guten Buch im SPA-Bereich, war im Pool und bei der Massage. Ich habe abends im Restaurant genau das bestellt, worauf ich Appetit hatte, und davon gegessen, bis ich satt war (ohne FOMO, weil ich die Portion nicht leer gegessen habe). Danach habe ich mir in der Bar ein Eis bestellt, weil ich noch Lust auf etwas Süßes hatte.

 

Ich bin maximal entspannt zurück nach Hause gekommen.

Ich will damit mein früheres Ich nicht verurteilen oder schlechtreden! Jedes Verhalten hat seinen Grund. Mittlerweile weiß ich aber, was hinter dem Verhalten gesteckt hat (hauptsächlich das Bedürfnis nach Kontrolle) und wie ich mit diesem Bedürfnis umgehen kann, ohne mir selbst damit zu schaden.

 

 

Und all das heißt auch nicht, dass ich zu jeder Zeit 100% zufrieden mit meinem Körper und meinem Erscheinungsbild bin, dass ich nicht auch mal unsicher bin und lieber eine Alternative zum Schwimmbadbesuch vorschlage. Aber auch hier weiß ich heute, wie ich mir selbst gegenüber genügend Verständnis und Mitgefühl zeigen und meinem Körper Akzeptanz entgegenbringen kann, sodass diese zeitweisen Unsicherheiten nicht zur nächsten Diät führen.

 

 

Verständnis kommt von Verstehen. Und vor dem Hintergrund all dessen, was ich in den letzten Jahren über mich selbst verstanden habe kann ich – bei allem Verständnis! – absolut überzeugt sagen: Ich bin wirklich, wirklich froh, nicht mehr die Sarah von damals sein zu müssen.

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